Reportage | Book
BOOK: Hausboot-Love
Hausboot Love, erschienen im Delius-Klasing Verlag, Bielefeld
Der Canal de Bourgogne verbindet mit einer Länge von 243 km die Flüsse Yonne und Saône im Burgund/Frankreich und schafft mit weiteren Flüssen und Kanälen eine Verbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik. Von seinem Anfang in Migennes an der Yonne bis zu seinem Ende in Saint Jean de Losne an der Saône, gilt es, neben einem mehr als 3 km langen Tunnel die stattliche Anzahl von 190 Schleusen zu überwinden, davon alleine 76 auf einer Strecke von nur 92 km.
Die ursprüngliche Planung des Kanals geht bereits auf König Ludwig XII (1498 – 1515) zurück, der die beiden Meere verbinden wollte. 1775 begannen die ersten Vorarbeiten zu Teilabschnitten des Kanals, aber erst in 1834 konnte der gesamte Kanal schiffbar gemacht werden.
Heute ist er Domäne der Hausboote und ihrer internationalen Bewohner, von denen zahlreiche das ganze Jahr über auf ihm leben. Man lebt ein entschleunigtes Leben. Einige haben Hab und Gut in ihrer Heimat verkauft und sich ganz auf ihr schwimmendes Zuhause verlagert. Nicht immer eine gute Wahl, wie manche im Nachhinein feststellen müssen, da es im Winter auf den Booten empfindlich kalt und feucht werden kann oder aber die Ersparnisse schneller aufgebraucht werden als gedacht durch plötzlich anstehende teure Repararturen, mit denen man nicht rechnen konnte. Der Traum vom gemütlichen „Umhertuckern“ auf dem Kanal ist dann leider sehr schnell ausgeträumt. Es bleibt nicht anderes übrig, als aus Kostengründen an seinem Ufer zu ankern, statt der eigentlich geplanten Reise- und Abenteuerlaune zu frönen.
Andere nutzen ihr Hausboot als ruhige Zuflucht vom hektischen Alltagsleben in den Städten und gleiten nahezu majestätisch durch den Kanal mit romantischen Wiesen- und Feldlandschaften rechts und links seines Ufers in herrlicher, grüner Landschaft. Die verschiedenen Gebiete, durch die der Kanal führt, sind geprägt von außergewöhnlich reichem historischen und kunsthistorischen Erbe und zählen zu den attraktivsten, die die Bourgogne zu bieten hat.
Hausboot-Touristen erkennt man ziemlich schnell. Sie navigieren ihr Boot unsicher in den engen Schleusen. Bei Wende- und Parkmanövern in den kleinen Häfen müssen erfahrene Bootsbewohner nicht selten beherzt zugreifen, schon allein um ihr eigenes schwimmenes Zuhause vor einem Zusammenprall zu schützen.
Die boat community ist groß, farbig und gesellig. Organisierte boater’s drinks in netten Brasserien im Hafen nutzt man, um sich sich den neuesten Tratsch und Klatsch zu erzählen, Tips für die Weiterfahrt zu erhalten, sich den Frust über mal wieder ein defektes Teil am Boot von der Seele zu reden oder einfach auch nur, um mal für einen Moment festen Boden unter den Füßen zu haben und Landluft zu schnuppern.